Flipped Classroom (Inverted Classroom) für Statistikseminare
Das Projekt „Flipp Statistic Courses!“ wurde von August 2014 bis August 2015 durch den „eLearning Förderfonds 2014 – Umsetzung von Ideen zur Verbesserung der Lehre durch neue Medien(im beantragten Umfang)“ gefördert. Seitdem wird das neue Lehrkonzept (auch Inverted Classroom Modell (ICM) genannt) weiterhin erfolgreich in der Lehre eingesetzt.
Die Grundidee ist, statt Frontalunterricht Videos zur Vorbereitung auf das Statistikseminar (Wahlpflichtseminar FK 1) zur Verfügung zu stellen und in der Plenumssitzung aktiv miteinander zu arbeiten, z.B. gemeinsam Aufgaben zu lösen, zu diskutieren oder bestimmte, von den Studierenden gewünschte, Inhalte zu vertiefen etc.
Warum aber soll statt Frontalunterricht diese Methode sinnvoll sein und was sind die Vorteile? Herr Spannagel, ein ausgewiesener Experte im Bereich Mathematikdidaktik, beschreibt diese Fragen anschaulich. „Wenn ich einen Vortrag in der Vorlesung halte, dann müssen alle im gleichen Tempo folgen. Hier ist nix mit individuellem Lerntempo, Individualisierung, innerer Differenzierung usw. Neee. Alle folgen schön brav im selben Tempo. Wenn jemand zwischendurch aussteigt: selber schuld! Dann gilt für ihn: Einfach alles abpinseln und zu Hause versuchen zu verstehen. Wäre es nicht besser, wenn jeder Lernende den Professor einfach zurückspulen könnte oder auf “Pause” schalten könnte, wenn er mehr Zeit zum Durchdenken braucht?“. Genau an diesem Punkt setzt das Seminar an und soll die von vielen Studierenden als schwierig und unbeliebt angesehene Veranstaltung durch neue didaktische Konzepte verbessern.
In Vorlesungen oder großen Seminaren kann selten eine aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff stattfinden. Interaktion der Lernenden miteinander oder dem Dozenten sind selten. Zusätzlich zum schnellen Vortragstempo müssen Studierende in Statistikveranstaltungen besonders komplexe Inhalte verstehen und anwenden können. Dies führt in vielen Fällen dazu, dass Studierende nicht mitkommen, frustriert sind und den Stoff alleine nacharbeiten müssen, was sehr schwierig sein kann, wenn grundlegende Konzepte aus dem Seminar nicht verstanden wurden. Die meisten Fragen entstehen folglich außerhalb des Seminars, wenn kein Dozent Hilfestellstellung geben kann.
Diese Nachteile sind bei Statistikseminaren besonders gravierend: schwierige Themen, geringe Motivation und Frustration treffen aufeinander und Unterstützung zum richtigen Zeitpunkt fehlt. Diese Situation und weitere Aspekte können dazu führen, dass Statistikseminare sehr unbeliebt bei Studierenden sind.
Im Flipped Classroom wird der Inhalt des klassischen Seminars in kurzen Videos dargestellt. Diese bieten den Studierenden zahlreiche Vorteile gegenüber einer klassischen Vorlesung: die Inhalte können mehrmals rezipiert werden oder bei Verständnisfragen werden die entsprechenden Stellen mehrmals wiederholt. Somit soll den Studierenden ein Zugang zur Statistik erleichtert werden. Die Zeit, die Studierende gewöhnlich zu Hause für Vor- und Nachbereitung benötigen, kann nun überwiegend ins Seminar verlagert werden. Die Präsenszeit erfährt mehr Wertschätzung und kann effektiver genutzt werden. Nachdem nun jeder Student in seinem Tempo die Grundideen der Seminarinhalte erarbeiten konnte, können nun gezielt Fragen bezüglich bestimmter Aspekte gestellt und im Plenum diskutiert werden. Das Projekt „Flipp Statistic Courses!” zielt darauf ab, durch das Einbeziehen neuer Medien, das Lernen effektiver zu gestalten, den Studierenden den Zugang zu der Thematik zu erleichtern und somit Ihr Interesse für Statistik zu wecken.
Zu diesem Konzept sind folgende Beiträge von mir veröffentlicht worden:
- Breitenbach, Andrea, 2018: The Inverted Classroom Model (ICM)- A Model for different seminar types. INTED2018 Proceedings. ISBN: 978-84-697-9480-7.
- Breitenbach, Andrea, 2018: ICM – ein Modell für unterschiedliche Seminartypen. Drei Beispiele zur Umsetzung des Konzepts in der Hochschullehre. Johann Haag & Freisleben-Teutscher, Christian (eds.): Inverted Classroom. Vielfältiges Lernen Begleitband zur 7. Konferenz Inverted Classroom and Beyond 2018. S. 46-54.
- Breitenbach, Andrea, 2017: ICM und Heterogenität von Studierenden. In: Zeaiter, Sabine & Handke, Jürgen (eds.): I Inverted Classroom – The Next Stage: Lehren und Lernen im 21. Jahrhundert. S. 155-160.
- Breitenbach, Andrea, 2016: Teaching Statistics with the Inverted Classroom Model. International Journal of Innovation and Research in Educational Sciences Volume 3, Issue 4. S. 243-246.
- Breitenbach, Andrea, 2016: Das ICM in Großveranstaltungen. Bewertung des Konzepts anhand qualitativer Interviews. Johann Haag & Freisleben-Teutscher, Christian (eds.): Das Inverted Classroom Modell. Begleitband zur 5. Konferenz. Inverted Classroom and Beyond 2016. S. 29-34.
- Breitenbach, Andrea, 2015. Flip Statistic Courses! Ein Projekt Statistikkurse im neuen Lehrformat zu implementieren. In: Großkurth, Eva-Marie & Handke, Jürgen (eds.): Inverted Classroom and Beyond. Lehren und Lernen im 21. Jahrhundert. S. 85-97.
- Breitenbach, Andrea, 2015: Flipp Statistic Courses: Flipped Classroom für Statistikkurse am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. Tagungsband des Projekts Starker Start ins Studium der Goethe Universität. S. 45-46.
- Breitenbach, Andrea, 2015: Flip Statistic Courses. In: END 2015 Proceedings. S. 391-395. ISBN: 978-989-99389-2-2
- Breitenbach, Andrea, 2014: Innovative Methods of Teaching Statistics. INTED 2014 Proceedings. S. 5359-5365. ISBN: 978-84-616-8412-0
Auf Youtube finden Sie einige meiner Videos:
Weitere Information finden Sie auf Olat und Twitter
Studentische Mitarbeitende: Nur Demir, Fabian, Ebeling, Valentin Fuchs, Marvin Mendel, Ulrich Scholz, Cara Tobies
Laufzeit: August 2014- August 2015
Weitere Förderung: Tutorenmittel des Methodenzentrums Sozialwissenschaften der Goethe Universität